Ein paar Fakten

Wir haben beim Aufräumen einen Flyer (Idee, Konzept und Text von: Buranakol, Hoff und Rusche) aus dem Jahr 2007 gefunden, den wir Ihnen nicht vorenthalten möchten.

Er informiert kurz über die Geschichte des Wat Dhammavihara, die Geschichte, Lehre und Verbreitung des Buddhismus, die Entwicklung des Buddhismus in Deutschland, die Entwicklung der thailändischen Gemeinde in Deutschland und die geschichtlichen Beziehungen zwischen Thailand und Deutschland.

Da der gescannte Flyer eher schlecht lesbar ist, können Sie den Text unten auf dieser Seite nachlesen. Der Teil zur Geschichte des Wat Dhammavihara wurde in kleinen Details entsprechend aktualisiert.

Wat Dhammavihara Hannover

Im Jahr 2003 gründeten die in Hannover und Umgebung lebenden Thais mit Unterstützung des Thailändischen Buddhisten Verein Berlin e.V. den Wat Dhammavihara Buddhisten-Verein Hannover e.V. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt.

Der Verein hatte ein Haus in Hannover Misburg gemietet und nutzte dieses als Tempel und Begegnungsort. Somit konnte die thailändische Gemeinde Mönche für die seelsorgerische Betreuung in der Muttersprache nach Hannover einladen.

Durch das wachsende Interesse von Buddhisten nicht nur aus Hannover sondern auch aus Norddeutschland bis hin zu Oberhessen wurde der Kreis der Teilnehmer zu den kulturellen Ereignisse sowie seelsorgerische Betreuung ein immer größerer. Das vorhandene „Wat“ mit seinen begrenzten Räumlichkeiten konnte den Anforderungen der Gemeinde nicht mehr optimal nachkommen.

Um den Gemeindemitgliedern eine bessere Betreuung bieten zu können, die Mönche würdig unterzubringen, sowie anspruchsvollere Aktivitäten zu organisieren und durchzuführen (s. Termine) entschloss sich der Verein eine geeignete Immobilie zu kaufen.

Der Standort der Immobilie sollte mit öffentlichen Verkehrsmittel gut er­reichbar sein, da 80% der Gemeindemitglieder nicht in Besitz eines PKW’s oder eines Führerscheins sind. Diese schien der Verein mit dem „Ahlemer Turm“ gefunden zu haben. Im Jahr 2007 erfolgte der Umzug nach Ahlem.

Der Wat Dhammavihara hat es sich zum Ziel gesetzt, ein positives Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur, und Glaubensgemeinschaft zu fördern. Eine verbesserte Kom­munikation mit direkten Kontakt bildet gegenseitiges Vertrauen. Vorur­teile können auf diese Weise abgebaut, und das Entstehen von soge­nannten Parallelgesellschaften verhindert, werden.

Wir hoffen mit unserem Bestreben eine friedliche und harmonische Gesellschaft hier in Hannover mitzugestalten.

Buddhismus – Geschichte

Vor ca. 2.500 Jahren begründete der Sohn des indischen Fürsten­hauses Shakya eine neue Religion, die uns heute als Buddhismus oder auch als Buddha-Dhamma bekannt ist.

Nach einen Leben im überfluss und unter weitgehender Unkenntnis ge­wöhnlicher menschlicher Sorgen und Nöte, wurde er bei den ersten Ausflügen in die Welt jenseits seines Palastes mit Krankheit, Alter und Tod konfrontiert.

Er fasste den Entschluss, seine gesicherte Existenz als Fürstensohn aufzugeben, um eine Lösung für diese zutiefst menschlichen Probleme zu finden. Die damaligen Weisen und Gelehrten konnten ihm beim Finden einer Antwort auf die existenziellen Fragen letztlich nicht be­hilflich sein. So kam es, dass er selbst den Weg der Mitte entwickelte, der den Menschen hilft frei von allem Leidhaften (Dukkha) zu werden.

Buddhismus – Lehre

Die Phänomene aus allen Bereichen menschlicher Wahrnehmung sind abhängig vom Gesetz von Ursache und Wirkung, erst das Erwachen be­freit uns aus dieser Abhängigkeit. Aus diesem Wissen heraus ergeben sich die vier Siegel des Buddhismus:

  • Vergänglichkeit (Anicca) – alles Bedingte ist unbeständig
  • Leiden oder Unzulänglichkeit (Dukkha)- alles Bedingte ist leidvoll und löst Unzufriedenheit aus
  • Substanzlosigkeit (Anatta) – alles ist ohne eigenständige Existenz
  • Das Ziel ist Erwachen – (Nirvana – Nibbana) ist Frieden

Die Buddhalehre zeigt dem Menschen, dass er durch Übung und Me­ditation zu einen tieferen Erkenntnis gelangen kann. Sein Geist kann sich entwickeln, und er wird sich von Lebensdurst, Aversion, und Ver­blendung befreien können. Er erreicht einen Einblick in die wahre Natur der Dinge – d.h. er beginnt die Dinge so zu sehen wie sie wirklich sind.

Eine weitere zentrale Lehre Buddhas besteht aus den vier edlen Wahrheiten:

  • Die erste dieser Wahrheiten ist die Feststellung, dass alles, mit dem Menschen es in ihrem Leben zu tun bekommen, unbefriedigend, unvollständig und daher letztlich leidhaft ist.
  • Die zweite Wahrheit, ist die Feststellung, welche Ursachen zur ständigen Begegnung mit der Tatsache der ersten Wahrheit führen.
  • Die dritte Wahrheit ist die Erkenntnis, dass es Mittel und Wege gibt, diese leidvolle und unvollkommene Existenz aufzulösen bzw. zu beenden.
  • Die vierte Wahrheit besteht aus dem achtfachen Pfad, der uns hilft, frei zu werden und eine Existenz jenseits von Frustration und Leiden zu erreichen.

Buddhismus – Verbreitung

Bereits 300 Jahre nach dem Tod von Gautama Buddha begann der Buddhismus sich auch außerhalb von Indien zu verbreiten. Die ersten Länder in denen die Lehren des Buddha Fuß fassen konnten, waren Sri Lanka, Burma und schon damals auch Thailand. In diesen Ländern ist noch heute die Theravada Tradition (Schule der Älteren) weit verbreitet. In späteren Jahrhunderten entwickelten sich die Mahayana- und die Vajrayana- Tradition zunächst in Indien um später auch in Tibet, Nepal, China, Korea, Indonesien und Japan Verbreitung zu finden. In den je­weiligen Ländern übernahm der Buddhismus immer auch von der dort bisher vorherrschenden Religion gute und übereinstimmende Aspekte, die zur Entwicklung der verschiedenen Formen des Buddhismus führte, wie wir sie heute kennen.

Buddhismus in Deutschland

Auch wenn es schon in früheren Jahrhunderten Kontakte zwischen dem abendländischen Kulturraum und dem Buddhismus gegeben hat, kann man den bekannten Philosophen Arthur Schopenhauer als den Beginn des Buddahismus in Deutschland betrachten. Nicht nur, weil Schopenhauer sich selbst als einen „Buddhisten“ bezeichnete, sondern auch wegen des großen Einflusses, den er auf die deutschen Buddhisten der ersten Generationen hatte. Schaut man, wer alles durch Schopenhauer zum Buddhismus gekommen ist, so hat man eine fast vollständige Liste der ersten deutschen Buddhisten. 1903 gründete Karl Seidenstücker aus Leipzig den Buddhistischen Missionsverein für Deutschland, die später in Buddhistische Gesellschaft in Deutschland umbenannt wurde. Ebenfalls 1903 wurde Walther Florus Gueth als erster Deutscher ein buddhistischer Mönch in Burma. Gueth wurde später unter dem Ordensnamen Nyanatiloka bekannt.

Für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts verdienen Namen wie Karl Eugen Neumann, Walter Markgraf und die Deutsche Pali Gesellschaft, Paul Dahlke und das 1924 begründete Buddhistische Haus in Berlin Frohnau sowie Georg Grimm und die altbuddhistische Gemeinde Erwähnung.

In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts erst kam es zu der Gründung von einer schulübergreifenden buddhistischen Organisation, die sich im Lauf der Jahre zur Deutschen Buddhistischen Union (DBU) von heute entwickelte. Die Migration in den Jahren 1960 bis 2000 schließlich veränderte die Zusammensetzung der in Deutschland lebenden Buddhisten durch den Zuzug von Vietnamesen, Chinesen und Thailändern. Auch die Besetzung Tibets durch die chinesische Armee brachte, wenn auch nur wenige Migranten, so doch großen buddhistischen Einfluss nach Deutschland.

Die thailändische Gemeinde in Deutschland

Die Reiselust der Deutschen begann schon in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Begünstigt durch das deutsche Wirt­schaftswunder nach dem Krieg und die erschwinglichen weltweiten Reisemöglichkeiten brachten viele Deutsche auch in Länder mit mehr­heitlich buddhistischer Bevölkerung wie Thailand. Angesprochen von der Offenheit und Freundlichkeit der Thailänder und der Kunst und Kultur des Landes, wurde Thailand bis in die heutige Zeit ein beliebtes Urlaubsziel für Deutsche und andere Europäer. Selbstverständlich er­gaben sich viele Freundschaften und Beziehungen zwischen Deutschen und Thailändern, die nicht selten zu Thai-Deutschen Ehen führten. Viele Deutsche blieben, wenn sie die materiellen Möglichkeiten dazu hatten, in Thailand und gründeten dort eine Familie. Andere nahmen ihre Ehe­partner mit nach Deutschland, wo sich, vor allem in den großen Städten, zunächst kleine, später sehr viel umfangreichere Thai Gemeinschaften bildeten.

Diese Gemeinschaften vermissten in ihrer neuen Heimat die thailänd­ische Kultur und Lebensart und den davon nicht trennbaren Buddhis­mus. So kam es, dass schon früh thailändische Mönche nach Deutsch­land eingeladen wurden um die entstandenen Gruppen zu besuchen. Um die Mönche würdig unterzubringen wurden Zentren und später auch richtige „Wat“ gegründet, die ein regelmäßiges Gemeindeleben der thailändischen Buddhisten ermöglichen.

Jenseits von thailändischer Exotik und Urlaubsstimmung war es den deutschen Ehepartnern der Thailänder und Thailänderinnen auch möglich sich intensiver mit dem Buddhismus auseinander zu setzen. Durch die vielfältigen Verbindungen und Kontakten zwischen Thais und Deutschen ist im laufe der Jahre ein Austausch der Kulturen und damit das Bedürfnis gewachsen, diesen Austausch durch organisatorische Strukturen zu fördern und zu kultivieren. Es war daher nur eine Frage der Zeit, dass sich Vereine von Thailändern und von Deutschen, die sich der thailändischen und buddhistischen Kultur verbunden fühlen, in Deutschland gegründet haben. Diese Zusammenschlüsse stehen in enger Verbindung mit den Organisationen in Thailand, die ihrerseits offen für in Thailand lebende Deutsche sind.

Die Vereine bemühen sich, den Deutschen thailändischer Herkunft und den hier lebenden Thailändern ein Stück Heimat zu geben aber auch den Dialog mit den Mitmenschen ihrer neuen oder zeitweiligen Heimat zu fördern und den Kontakt zu ihrer Kultur und Tradition in Thailand aufrecht zu halten.
Dies soll auch durch dem Auf- und Ausbau von „Wat’s“ (Tempelanlagen). Wie bei den in Thailand befindlichen Wat werden diese in Deutschland überwiegend durch Spenden finanziert.

Thailand und Deutschland

König Mongkut, der von 1851 – 1868 im Amt war, war der Vater von König Chulalongkorn (auch als Rama V bekannt). Schon er erkannte, dass Siam (Thailand) sich einer Kolonisation nur durch Modernisierung und durch weit reichende Kompromisse entziehen konnte. König Mongkut hatte sich damals mit den aktuellen politischen Vorstellungen des Westens beschäftigt. Neben Englisch und Latein hat er auch Mathematik und andere Wissenschaften, die im Westen von Bedeutung waren, studiert. Er nahm bereits kurz nach seiner Inthronisierung für sein Land diplomatische Beziehungen zu allen wichtigen westlichen Nationen auf. Er gab die schon lange andauernde Politik der Isolation Siams gegenüber dem Westen auf und schloss mit den USA, den Mächten Europas, darunter auch Preußen (1862), Handelsabkommen, welche Siams Autonomie festigten. In Zusammenarbeit mit den europäischen Mächten und den Vereinigten Staaten von Amerika mo­dernisierte er Thailand, das damalige Siam.

Mongkuts Nachfolger, sein Sohn Chulalongkorn (Rama V), bestieg den Thron bereits im Alter von 15 Jahren. Bis zu seiner Volljährigkeit unternahm Rama V, Reisen durch die holländischen und englischen Kolonialgebiete. Er informierte sich in Java und Singapur, Burma und Indien über die dort von den Kolonialmächten initiierten Einrichtungen wie Post, Eisenbahn, Schulen und Krankenhäuser. Als er im Jahr 1873 im Alter von 20 Jahren die Regierungsgeschäfte in die Hand nahm, begann er mit seiner Modernisierung Siams. Er regierte 42 Jahre und führte den Reformprozess seines Vaters fort und baute ihn aus.

Er holte Ingenieure und Wissenschaftler, vorzugsweise aus Ländern, die wenig koloniale Interessen gegenüber Siam hatten, wie Deutschland, die Schweiz, Österreich, Italien, und Skandinavien.

Chulalongkorns Vorliebe für Deutschland ist bemerkenswert. Sogar einer seiner Leibärzte war ein Deutscher. Sein Name war Dr. Stabsarzt Borger. Anfeindungen und Eifersucht Englands und Frankreichs gegen­über den Kontakten zwischen Deutschland und Siam waren so stark, dass man versuchte, die Deutschen in Verruf zu bringen, welches teilweise auch gelang. Die wirtschaftlichen Erfolge Deutschlands und die Einflussnahme in der thailändischen Verwaltung wurden von England und Frankreich mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Insgesamt hatte Deutschland dennoch viel für Siam leisten können.

Die Nationalhymne Thailands wurde von Peter Feit, dem Sohn eines deutschen Emigranten der zum königlichen Beauftragten für Musik ernannt wurde, komponiert.
Die Kontakte zwischen dem thailändischen Militär und Deutschland reichen zurück bis zur preußischen Militärakademie im 19. Jahrhundert.